Schutz der natürlichen Ressourcen und Erhöhung der bäuerlichen Einkommen
Um was es ging
Die Ziele des Projekts waren (1) die Sensibilisierung und Schulung von Bäuerinnen und Bauern sowie lokalen Gemeinschaften zum Klimawandel, (2) die Förderung und Implementierung von Agroforstsystemen, (3) die Wiederherstellung der Wälder, (4) die Unterstützung lokaler Gemeinschaften bei der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und (5) die Diversifizierung der Einkommensquellen der Bäuerinnen und Bauern.
Was Barry Callebaut gemacht hat
Das Projekt kombinierte die folgenden Ansätze:
Zahlungen für Umweltleistungen (PES): PES sind freiwillige Verträge, die mit den Bäuerinnen und Bauern oder den Gemeinden geschlossen werden und Geld- und/oder Sachleistungen umfassen, die von der Einhaltung eines Plans für die Landnutzung und/oder die Änderung der landwirtschaftlichen Praktiken abhängig gemacht werden. Durch das PES-System erhielten die Bäuerinnen und Bauern somit zusätzliche Mittel für die Bewirtschaftung ihrer agroforstwirtschaftlichen Systeme und den Schutz der bestehenden Wälder.
Reduktion des CO2-Fussabdrucks innerhalb der Lieferkette (Carbon Insetting) - in diesem Projekt wurde ein Ansatz zur Überwachung, Quantifizierung und Bilanzierung von Kohlenstoff getestet. Im Rahmen des Projekts wurde ein skalierbarer Ansatz für die Erzeugung von Kohlenstoffwerten entwickelt, der in der Agroforstwirtschaft und bei der Waldrestaurierung von Barry Callebaut zum Einsatz kommen wird.
Die folgenden Aktivitäten wurden durchgeführt:
- Sensibilisierung und Engagement der Bäuerinnen und Bauern für die Themen Klimawandel, Entwaldung, Wälder, Agroforstwirtschaft, Landkodizes und PES
- Schaffung des organisatorischen Rahmens für das lokale PES-Projekt
- Unterstützung der Umsetzung lokaler Pläne zur nachhaltigen Landnutzung (Local Land Use Sustainable Plans - LLUSP) mit dem Ziel, eine kakaobasierte Agroforstwirtschaft, Wiederaufforstung und die Erhaltung der verbleibenden natürlichen Wälder zu schaffen;
- Monitoring, Evaluierung, Lern- und Kommunikationsaktivitäten zur Messung der Wirksamkeit und Skalierbarkeit der Massnahmen, einschliesslich der Überwachung und Messung der Kohlenstoffauswirkungen.
Was das Projekt erreicht hat
- Eine kritische Masse von mindestens 1000 lokalen Akteuren im Projektgebiet wurde für den Klimawandel sensibilisiert
- 1.200 ha Kakao-Agroforstsysteme wurden geschaffen
- 15 ha einheimischer Wald wurden durch kollektive und individuelle PES-Verträge erhalten
- 90 ha Land wurden aufgeforstet
- Zwei Local Land Use Sustainable Plans wurden auf partizipative Weise umgesetzt
- Einführung eines PES-Programms
Was nicht funktionierte oder ungeplante Ergebnisse hatte
Insgesamt bleibt die Unsicherheit der Landbesitzverhältnisse eines der Haupthindernisse für die Bäuerinnen und Bauern und ihre Bereitschaft, agroforstwirtschaftliche Systeme einzurichten. Die Suche nach einer Lösung zur Anerkennung der Rechte der Bäuerinnen und Bauern und der Abschluss einer formellen Vereinbarung mit den rechtmässigen Eigentümern des Landes, auf dem sie wirtschaften, ist derzeit aufgrund der hohen Kosten und des langwierigen Prozesses, der 18-24 Monate dauern kann, nicht skalierbar.
Da der Umfang der Zahlungen durch PES-Systeme an die einzelnen Bäuerinnen und Bauern (zu) gering war und nicht die mit der agroforstlichen Bewirtschaftung verbundenen Kosten deckte, liessen sich keine direkten positiven Auswirkungen auf das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern nachweisen. Die Auswirkungen der zusätzlichen Einkommensgenerierung durch die Diversifizierung der Agrargüter werden erst in Zukunft ausgewertet werden können. Für weitere Projekte wird Barry Callebaut höhere PES-Beträge zahlen.
Interview mit Barry Callebaut über das Projekt
Herr Silber, inwiefern waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?
Zahlungen für Ökosystemleistungen haben ein enormes Potenzial, Bäuerinnen und Bauern besser einzubeziehen und für Aktivitäten zu entschädigen, die sowohl für lokale Ökosysteme als auch für das globale Klima von Nutzen sind. Dieses Projekt war unseres Wissens das allererste, bei dem PES-Ansätze in grossem Umfang in Kakaoanbaugemeinschaften in Westafrika getestet wurden. Durch die Einbeziehung verschiedener Aktivitäten (Agroforstwirtschaft, Wiederherstellung und Erhaltung von Waldflächen) beleuchtete das Projekt die Wirksamkeit von PES anhand verschiedener Beispiele. Wir glauben, dass PES eine wichtige Rolle bei der Umwandlung des Kakaosektors in eine nachhaltigere Zukunft spielen werden, insbesondere wenn sie mit Kohlenstofffinanzierungen wie Insetting-Ansätzen kombiniert werden.
Was hat Barry Callebaut durch das Projekt gelernt?
Wir haben den immensen Mehrwert dessen erkannt, Bauernkooperativen (oder ähnliche Institutionen) direkt in die Planung von Aktivitäten einzubeziehen, da sie die wichtigsten Bezugspunkte für Kakaobäuerinnen und -bauern sind und dazu beitragen können, das Interesse und die Akzeptanz dieser zu erhöhen. Darüber hinaus erwies sich die Einbindung von Vertreterinnen und Vertretern der lokalen Regierung als vorteilhaft, insbesondere in Gebieten, in denen es zu Streitigkeiten über Landbesitz kam.
Auf Grund der begrenzten personellen und zeitlichen Ressourcen der Bäuerinnen und Bauern wollen wir in Zukunft unsere technische Unterstützung, z.B. beim Pflanzen und Beschneiden, verstärken, um somit die Implementierung von Agroforstsystemen zu fördern. In der Gleichzeitig müssen Bäuerinnen und Bauern jedoch bereit sein, sich die Aktivitäten zu eigen zu machen und eigene Zeit und Mühe zu investieren.
Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte umsetzen?
- Einbeziehen der Bäuerinnen und Bauern in die Gestaltung der Agroforstsysteme - insbesondere die Baumartenpräferenzen können je nach Region variieren.
- Berücksichtigung der schwierigen Logistik im Zusammenhang mit der Landnutzung
- Identifizierung des passendsten und effizientesten PES-Systems. Dabei könnte es sich beispielsweise um unterschiedliche Beträge von Geldzahlungen handeln, aber auch um Sachleistungen wie landwirtschaftliche Betriebsmittel, Werkzeuge und grundlegende Gemeinschaftsinfrastruktur.
Um das Engagement der Akteure im Kakaosektor im Einklang mit der Initiative für wissenschaftsbasierte Ziele (SBTi) zu erhöhen, empfehlen wir ausserdem, gemeinsame sektorale Investitionen in Massnahmen zu lenken, die Ökosystemleistungen erzeugen. Neuartige Methoden der Wirkungsbilanzierung nach Scope 3, die in verschiedene Standards integriert sind, ermöglichen es, die Auswirkungen von Ökosystemleistungen für mehrere Akteure zu erfassen und darüber zu berichten.
Wie geht es nun weiter?
Bei Barry Callebaut haben wir bereits damit begonnen, eine modifizierte Version des PES-Ansatzes für die Förderung von Agroforstsystemen in der Elfenbeinküste und in Ghana auf der Grundlage der Erkenntnisse aus diesem Projekt anzuwenden. Im Hinblick auf den Nutzen von PES für die Wiederherstellung und Erhaltung von Wäldern müssen wir weitere Möglichkeiten zur Skalierung erkunden.
Wie wird sichergestellt, dass die Erfolge langfristig wirken?
Mit folgenden Massnahmen wird die Nachhaltigkeit des Projekts nach seinem Abschluss gestärkt:
- Beurteilung des Marktzugangspotenzials: Absatzmärkte für Nicht-Kakaoprodukte sind für Bäuerinnen und Bauern, die sich in der Agroforstwirtschaft engagieren, unerlässlich. Barry Callebaut wird Optionen für den Aufbau von Marktverbindungen und sektorübergreifenden Partnerschaften prüfen.
- Ausweitung der Abdeckung der Bäuerinnen und Bauern innerhalb eines geografischen Gebiets, um die Effizienz der Massnahmen zu erhöhen.
- Barry Callebaut wird die Möglichkeit prüfen, die PES-Infrastruktur neu zu gestalten. Wir werden die Nutzung von elektronischen Zahlungen (die bereits für die Auszahlung der Nachhaltigkeitsprämie verwendet wird) testen und ein Verfahren für Bäuerinnen und Bauern einrichten, die kein Bankkonto haben.
Involvierte Organisationen