Rückverfolgbarkeit und Transparenz
Für mehr Nachhaltigkeit in der Kakao-Wertschöpfungskette sind Rückverfolgbarkeit und Transparenz wichtige Voraussetzungen. Die Mitglieder der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao fördern und verbessern daher schrittweise die Rückverfolgbarkeit der Kakaobohnen bis zu deren Ursprung und legen Importzahlen offen.
Um was geht es?
Aufgrund der starken Globalisierung des Lebensmittelmarktes mit vielen Produktionsstufen und -standorten ist die Rückverfolgbarkeit von Produkten nicht automatisch gegeben. Schokoladefirmen kaufen den Kakao und Zwischenprodukte wie Kakaobutter oder Kakaomasse in der Regel über mehrere Lieferanten ein, welche die Rohstoffe wiederum von mehreren Produktionsstandorten beziehen. Rückverfolgbarkeit hingegen bedeutet, die Herkunft, die Menschen, die Unternehmen und die Verarbeitungsschritte hinter einem Produkt zu kennen.
Beweggründe für bessere Rückverfolgbarkeit
Unternehmen, Konsumentinnen und Konsumenten, zivilgesellschaftliche Organisationen und staatliche Behörden können sich alle für eine Verbesserung der Rückverfolgbarkeit aussprechen, allerdings mit unterschiedlichen Beweggründen: Beispielsweise, um das Management der Lieferkette zu verbessern, um Risiken in Bezug auf Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit der Produktion zu mindern, um Direktzahlungen an Bäuerinnen und Bauern zu ermöglichen und sie gezielt zu unterstützen, um die Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen zu gewährleisten oder um das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten zu gewinnen.
Eine verbesserte Rückverfolgbarkeit ist somit Voraussetzung dafür, Massnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit zielgerichtet zu steuern und zu überprüfen. Insbesondere für die Zertifizierung als nachhaltigen Kakao und bei qualitativ hochstehendem Kakao ist ein hohes Mass an Rückverfolgbarkeit unabdingbar. Die Rückverfolgbarkeit schafft aber auch Anreize, sich für mehr Nachhaltigkeit zu engagieren und darüber zu berichten, indem sie die Transparenz und Rechenschaftspflicht für alle Akteure entlang der Lieferkette erhöht.
Unterschiedliche Stufen der Rückverfolgbarkeit
Es gibt unterschiedliche Stufen der Rückverfolgbarkeit. In der ausgeprägtesten Variante ist die exakte Herkunft und die Produktionsbedingungen der Kakaobohnen bis zum Endprodukt dokumentiert, bei weniger strengen Varianten bleibt nur ein Teil der Informationen erhalten, da der Kakao mit anderem Kakao vermischt wird. Auf folgende vier Abstufungen haben sich die Europäischen Initiativen für Nachhaltigen Kakao (ISCOs) geeinigt:
- Konventionell: Der Kakao erfüllt keine Anforderungen bezüglich Rückverfolgbarkeit. Bei der Verarbeitung werden Bohnen unterschiedlicher Produktionsstandorte miteinander vermischt und die Angaben zur Herkunft und Art der Herstellung nicht dokumentiert.
- Mengenausgleich: Der Kakao erfüllt die erforderlichen Produktionsstandards und die Herkunft und Menge der Kakaobohnen wird beim Kauf dokumentiert. In späteren Produktionsschritten dürfen die Bohnen aber mit konventionellem Kakao vermischt werden. Durch den Mengenausgleich kann auch Kakao als zertifiziert verkauft werden, der technisch gesehen Anteile von konventionellem Kakao enthält, solange die Gesamtmenge an zertifiziertem Kakao nicht überschritten wird.
- Segregiert: Im Unterschied zum Mengenausgleich bleibt der Kakao während allen Produktionsschritten von konventionellem Kakao getrennt. Er darf aber mit gleich zertifiziertem Kakao aus anderen Ursprüngen vermischt werden.
- Identität erhalten: Der Kakao eines bestimmten Ursprunges bleibt während allen Produktionsschritten segregiert und wird mit keinem anderen Kakao vermischt. Dadurch bleibt die Angabe zur exakten Herkunft des Kakao bis zum Endprodukt erhalten.
Mittel, um Transparenz zu schaffen
Um die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, ist Transparenz unabdingbar. Bei zertifiziertem Kakao dienen Labels wie Fairtrade Max Havelaar und Rainforest Alliance als Glaubwürdigkeitssiegel. Gewisse Firmen arbeiten mit eigenen Nachhaltigkeitsprogrammen, die extern verifiziert werden (mehr erfahren). Eine grosse Chance bieten auch digitale Hilfsmittel. Sie erlauben, die gesamte Lieferkette transparent darzustellen und vor allem die Produktionsbedingungen im Ursprung (die sogenannte «erste Meile») genau zu dokumentieren. Damit können die jeweiligen Bäuerinnen und Bauern gezielt unterstützt und für ihre Arbeit fair entlöhnt werden. Verschiedene Projekte der Mitglieder (siehe unten) zielen deshalb darauf ab, mittels digitaler Hilfsmittel eine direkte Beziehung mit den bäuerlichen Familien herzustellen und so deren Anteil an der Wertschöpfung zu erhöhen.
Die Ziele der Kakaoplattform gemäss Fahrplan 2030
Die Kakaoplattform hat sich im Bereich der Rückverfolgbarkeit und Transparenz folgende Ziele bis 2030 gesetzt:
- Bis 2030 soll der gesamte physische Warenfluss von kakaohaltigen Produkten in die Schweiz rückverfolgbar auf nachhaltigem Anbau gründen (Zwischenziel 2025: 80 %).
- Verbesserte Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette, einschliesslich der Rückverfolgbarkeit bis zur «ersten Meile» und, soweit effizient und praktikabel, der Trennung der Warenströme.
Mehr erfahren zum Fahrplan 2030 (auf Englisch)
Ausgewählte Projekte im Bereich Rückverfolgbarkeit und Transparenz
Verschiedene Mitglieder der Kakaoplattform führen Projekte für eine verbesserte Rückverfolgbarkeit und Transparenz durch. Diese Projekte erhielten dank der Vermittlung der Geschäftsstelle einen Beitrag vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO.
Faire und nachhaltige Schokolade durch vollständige Transparenz
Dieses Projekt ist Teil der Bemühungen von SCHÖKI, Schokolade aus Kakao zu produzieren, der Bäuerinnen und Bauern nachhaltig ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht. SCHÖKI ist überzeugt, dass Fairness und Nachhaltigkeit nur durch vollständige Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette möglich sind. Um dies zu erreichen, hat SCHÖKI die Entwicklung einer Open-Source-Software namens "SusChain" initiiert. Mehr über das Projekt
Finanziellen Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen
Jedes Jahr werden mehr als 100 Millionen Menschen aufgrund von Gesundheitsausgaben in extreme Armut getrieben, viele von ihnen sind Kleinbauern in globalen Lieferketten. Das Akwaaba-Projekt sichert 1 600 Kakao-Bauern und ihren Familien in Ghana den Zugang zur Gesundheitsversorgung und sammelt gleichzeitig detaillierte Daten, um die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Beseitigung der Armut und die Kinderarbeit zu überwachen. Mehr über das Projekt