Bekämpfung von Kinderarbeit
Kinderarbeit ist im Kakaoanbau nach wie vor ein weit verbreitetes und drängendes Problem, insbesondere in Westafrika. Die Mitglieder der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao setzen sich aktiv für die Beseitigung der Ursachen von Kinderarbeit ein.
Um was geht es?
Viele Familien, die Kakao anbauen, sind auf die Mitarbeit von Kindern und Jugendlichen angewiesen. Denn die überwiegende Mehrheit der Haushalte ist von mehrdimensionaler Armut betroffen, insbesondere in Westafrika. Die meisten Kakaobäuerinnen und -bauern können es sich daher nicht leisten, externe Arbeitskräfte einzustellen. Hinzu kommt, dass Schulen in den meist ländlichen Kakaoanbauregionen nicht immer zu Fuss erreichbar sind und Familien oft nicht für Schuluniformen, Lehrbücher und andere damit verbundene Kosten aufkommen können. In Zeiten des Arbeitskräftemangels, etwa während der Erntezeit, helfen Kinder und Jugendliche daher oft auf den Farmen mit, anstatt regelmäßig zur Schule zu gehen.
Was ist Kinderarbeit?
Studien haben gezeigt, dass die meisten Kinder, die auf Kakaofarmen arbeiten, dies innerhalb ihrer unmittelbaren oder erweiterten Familie tun. Nicht jede dieser Arbeiten gilt als Kinderarbeit. Leichte und ungefährliche Arbeiten, die Kinder für eine begrenzte Zeit auf dem Bauernhof ihrer Familie verrichten, ohne dass dies ihre Schulbildung beeinträchtigt, sind international anerkannt.
Solche Tätigkeiten können zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beitragen, indem sie ihnen Fähigkeiten und Erfahrungen vermitteln, die sie auf eine zukünftige Arbeit in der Landwirtschaft vorbereiten. Wenn die geleistete Arbeit jedoch die Gesundheit, Entwicklung oder Bildung eines Kindes beeinträchtigt, ist sie nach international vereinbarten Konventionen (einschliesslich der ILO-Konventionen 138 und 182) nicht akzeptabel. Dementsprechend gelten potenziell gefährliche Tätigkeiten wie das Tragen schwerer Lasten, die Verwendung scharfer Werkzeuge, das Versprühen von Chemikalien oder Tätigkeiten, die zu viele Stunden in Anspruch nehmen und/oder den Schulbesuch eines Kindes beeinträchtigen, als Kinderarbeit und sind daher nicht zulässig.
Wie kann Kinderarbeit bekämpft werden?
Um Kinderarbeit wirksam zu verhindern und zu bekämpfen, ist es wichtig, Ansätze sowohl auf nationaler als auch auf Gemeinschaftsebene zu kombinieren und die Ursachen und Folgen mit einem systemischen Ansatz anzugehen. Das bedeutet, dass Massnahmen zur Bekämpfung von Kinderarbeit immer im jeweiligen geografischen, sozioökonomischen und kulturellen Kontext verankert sein sollten und für Familien und Gemeinschaften sinnvoll sein müssen.
Konkrete Massnahmen umfassen die Sensibilisierung von Familien und Dorfgemeinschaften, die Identifizierung von Kindern, die Kinderarbeit verrichten, sowie die Bereitstellung von Präventions- und Abhilfemassnahmen für betroffene und/oder gefährdete Kinder und Jugendliche. Zu diesen Präventions- und Abhilfemaßnahmen gehören die Förderung der Geburtenregistrierung, die Ermöglichung des Schulbesuchs und der Kompetenzentwicklung von Jugendlichen, die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und Aktivitäten zur Steigerung des Einkommens von Bäuerinnen und Bauern.
Ein klassischer Ansatz zur Bekämpfung von Kinderarbeit ist der sogenannte CLMRS-Ansatz (Child Labour Monitoring and Remediation Systems). Er sieht die Identifizierung von Kindern in Kinderarbeit, die Umsetzung von Abhilfemaßnahmen einschliesslich Nachverfolgung und Sensibilisierungsarbeit vor, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.
Auf nationale Programme aufbauen
Eine weitere entscheidende Maßnahme ist die verstärkte Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden und die Anerkennung der Bedeutung nationaler Kinderschutzrichtlinien und -programme. Die Verhinderung von Kinder- und Zwangsarbeit ist in erster Linie Aufgabe staatlicher Sozial- und Kinderschutzpolitiken und -programme. Private und öffentlich-private Interventionen sollten daher immer auf der Grundlage bestehender nationaler Systeme aufgebaut werden, um die Eigenverantwortung der lokalen Regierung für die Ansätze zu erhöhen und so eine langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Systemische oder sogar territoriale Ansätze (sogenannte Landschaftsansätze) sind ebenfalls vorteilhaft, um die sektorübergreifende Zusammenarbeit zu stärken und zu verhindern, dass Kinderarbeit lediglich vom Kakaosektor in einen anderen Sektor verlagert wird.
Die Ziele der Kakaoplattform gemäss Fahrplan 2030
Die Mitglieder der Kakaoplattform haben sich gemeinsam folgende Ziele bis 2030 im Bereich Kinderarbeit gesetzt:
- Alle Mitglieder, die in Herkunftsländern tätig sind, in denen Kinderarbeit in der Kakaoproduktion vorkommt, tragen dazu bei, die Ursachen von Kinderarbeit und damit Kinderarbeit zu beseitigen und die Perspektive junger Menschen zu verbessern.
- Die Kakaoplattform setzt sich für nachhaltige Kakao-Beschaffungslandschaften ein, um Kinderarbeit wirksam zu bekämpfen. Bis 2025 sollen zwei Landschaftsansätze umgesetzt werden.
- Die Kakaoplattform unterzeichnet und operationalisiert Kooperationsvereinbarungen zur Verhinderung von Kinderarbeit mit lokalen Behörden und gegebenenfalls mit multilateralen Organisationen wie etwa der ILO, UNICEF und Entwicklungsbanken.
Mehr erfahren zum Fahrplan 2030 (auf Englisch)
Ausgewählte Projekte im Bereich Kinderarbeit
Verschiedene Mitglieder der Kakaoplattform führen Projekte für ein existenzsicherndes Einkommen durch. Diese Projekte erhielten dank der Vermittlung der Geschäftsstelle einen Beitrag vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO.
Eindämmung von Kinderarbeit und Verbesserung der Chancen für Jugendliche in Ghana
Mit diesem Projekt soll ein Konzept zur Bekämpfung der Kinderarbeit durch einen sektorübergreifenden, öffentlich-privaten Partnerschaftsansatz entwickelt werden. Das Projekt zielt darauf ab, die Regierungsführung zu verbessern, die Verwaltung der öffentlichen Finanzen zu stärken, die Überwachungssysteme für Kinderarbeit zu harmonisieren und die integrierten sozialen Dienste zu verbessern. Es zielt darauf ab, positive soziale Verhaltensänderungen in den Gemeinschaften und im Privatsektor zu fördern und der Jugend Qualifikationen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu vermitteln. Erfahren Sie mehr über das Projekt