Die bittere Seite der Schokolade
Die Kakaobranche ist mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Ein Grossteil der Kakaobäuerinnen und -bauern ist von Armut betroffen, auch Kinderarbeit existiert nach wie vor, vor allem in Westafrika. Zudem erfolgt der Kakaoanbau vielfach zu Lasten der Umwelt und der Artenvielfalt.
Armut und unzureichende Lebensbedingungen
Die meisten kakaoanbauenden Familien leben in Armut, wobei die Kakaoproduktion ungefähr zwei Drittel ihres Einkommens ausmacht. In Westafrika arbeiten selbständig tätige Kakaobäuerinnen und -bauern auf kleinen Anbauflächen mit weniger als fünf Hektar und einem durchschnittlichen Ertrag von lediglich 400 Kilogramm pro Hektar. Dem gegenüber stehen schwankende Preise und ein fehlender Zugang zu Finanzdienstleistungen. Die niedrigen Einkünfte reichen oft nicht für ein existenzsicherndes Einkommen aus, die Lebens- und Arbeitsbedingungen sind vielfach ungenügend. Mehr erfahren
Kinderarbeit im Kakaosektor
Kinderarbeit ist auf vielen westafrikanischen Kakaofarmen noch stets existent. Die meisten kakaoanbauenden Familien können es sich nicht leisten, externe Arbeitskräfte einzustellen, zudem braucht man im Kakaoanbau saisonale Arbeitskräfte. So verlässt man sich in kakaoanbauenden Haushalten in Zeiten knapper Arbeitskräfte häufig auf Kinder und Jugendliche. Schätzungen zufolge arbeiten in der Elfenbeinküste und Ghana, den beiden weltweit grössten Anbauländern von Kakao, ca. 1,6 Millionen Kinder auf den Kakaofarmen ihrer Familien. Das entspricht ca. 45 % der Kinder, die in landwirtschaftlichen Haushalten in Kakaoanbauregionen leben. Zu der von Kindern geleisteten Arbeit gehören häufig als gefährlich eingestufte Aufgaben wie das Tragen schwerer Lasten, das Erklimmen des Kakaobaums zum Ernten, das Öffnen der Kakaoschoten mit scharfen Werkzeugen wie Macheten oder das Versprühen von Pestiziden. Durch stark eingeschränkte Schulbesuche kann sich die Verarmung des Haushalts auch in den nachfolgenden Generationen festsetzen. So wird es stets schwerer, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Mehr erfahren
Waldzerstörung und Verlust der Artenvielfalt
In vielen Ländern ist die Kakaoproduktion durch alternde Plantagen, schlechte Bewirtschaftung der Anbauflächen, verschlechterte Bodenqualität, Schädlinge und sonstige Krankheiten gefährdet. Um die Produktion zu steigern und die Nachfrage zu decken, greifen Kakaoproduzentinnen und -produzenten häufig auf die Rodung zusätzlicher Waldflächen zurück. Die Abholzung von Wäldern führt zu einem Verlust der Artenvielfalt und trägt negativ zum Klimawandel bei. Zudem beeinträchtigt der übermässige Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngern auf vielen Kakaoplantagen die Qualität der örtlichen Wasserquellen, verunreinigt die Böden und reduziert die Artenvielfalt noch weiter. Learn more
Bedrohung durch den Klimawandel
Der Kakaoanbau wird zunehmend durch den Klimawandel beeinträchtigt. Die Zunahme extremer Wetterereignisse macht einige Regionen immer weniger geeignet für den Anbau von Kakao. Dürren, Überschwemmungen, starke Temperaturschwankungen und das Auftreten neuer Schädlinge und Krankheiten kann sowohl den Ertrag als auch die Qualität des Kakaos beeinträchtigen. Diese Veränderungen schlagen sich in verringerten Einkünften und einem unberechenbaren Kakaomarkt nieder, worauf die wenigsten Bäuerinnen und Bauern vorbereitet sind. Die Anpassung an den Klimawandel, um die Resilienz der Lebensgrundlagen und Landwirtschaftssysteme zu stärken, wird somit ein zunehmend drängenderes Thema für alle Akteure der Kakaobranche.
Mangelnder Zugang zu Finanzdienstleistungen und eine unzureichende Infrastruktur
Geringes Finanzwissen und mangelnder Zugang zu Finanzdienstleistungen erschweren es Bäuerinnen und Bauern, einen Ausweg aus der Armut zu finden. Ohne Zugang zu Geldanlagesystemen, Darlehen oder Mikrokrediten haben sie keine Mittel für den Kauf hochwertiger Kakaopflanzen oder weitere Investitionen in ihre Plantagen. Der Mangel an finanziellen Ressourcen verhindert auch Aus- und Weiterbildungen und damit die Chance, die landwirtschaftlichen Methoden zu verbessern. Ausserdem ist in vielen Anbauländern die staatliche Infrastruktur mangelhaft. Das ungenügende Strassennetz verteuert den Transport der Ernte und macht die Bäuerinnen und Bauern abhängiger vom Zwischenhandel, was ihre Einnahmen verringert. Zudem haben viele kakaoproduzierende Familien nur eingeschränkt Zugang zu sicherem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen.