Klima, Wald und Agroforstwirtschaft
Der Kakaoanbau erfolgt vielfach zu Lasten der Umwelt und der Artenvielfalt. Die Mitglieder der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao engagieren sich daher für eine abholzungsfreie und klimafreundliche Kakao-Lieferkette.
Um was geht es?
Kakao benötigt ein warmes und feuchtes Klima, um optimal zu wachsen. Diese Bedingungen sind in den tropischen Gebieten entlang des Äquators vorzufinden, wo der Kakao hauptsächlich von Kleinbäuerinnen und -bauern angebaut wird. Oftmals haben diese jedoch keinen oder nur mangelnden Zugang zu Betriebsmitteln und unzureichendes Wissen über nachhaltigen Kakaoanbau. Dies führt zu überalterten Plantagen und Monokulturen, schlechter Landbewirtschaftung, hohem Pestizideinsatz, zunehmendem Schädlings- und Krankheitsbefall sowie zu einem Rückgang der Produktivität der Plantagen nach einigen Jahren, beispielsweise aufgrund degradierter Böden. Um neue fruchtbare Böden zu erschliessen und ihr Einkommen zu sichern, dringen Produzentinnen und Produzenten in neue Gebiete, unter anderem Wälder, vor. Die Erschliessung neuer landwirtschaftlicher Flächen macht Kakao neben Rinderzucht, Palmöl, Soja, Kautschuk und Kaffee zu einem der grössten Treiber für landwirtschaftliche Entwaldung weltweit.
Die Entwaldung und Landnutzungsänderung beeinflusst auch das lokale Mikroklima und verursacht Kohlenstoffemissionen, die zum Klimawandel beitragen. Der Klimawandel wiederum führt vermehrt zu extremen Wetterereignissen wie langanhaltenden hohen Temperaturen, verschobenen Regenzeiten und Dürren, was den Anbau von Kakao zunehmend erschwert. Die Folgen des Klimawandels sind bereits spürbar und die heutigen Kakaoanbaugebiete könnten innerhalb der nächsten 30 Jahre nicht mehr für den Anbau von Kakao geeignet sein – sofern nicht rechtzeitig die nötigen Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen werden.
Entscheidend ist daher ein vielfältiges und resilientes Anbausystem. Ein solcher Ansatz sind beispielsweise ökologisch vielfältige Agroforstsysteme, die im Gegensatz zu Monokulturen viele verschiedene Pflanzen umfassen. Das hat den Vorteil, dass Bäume und Pflanzen voneinander profitieren, indem sie Schatten spenden oder den Boden mit Nährstoffen anreichern. Es bedeutet auch, dass weniger Pestizide eingesetzt werden müssen und die Artenvielfalt gefördert wird. Auch auf wirtschaftlicher Ebene birgt ein Agroforstsystem Vorteile für die Kakaobäuerinnen und -bauern. Es erlaubt ihnen, zusätzliche Nutzpflanzen anzubauen, die sich für den Eigenverbrauch oder den Verkauf eignen und so zum Einkommen und der Ernährungssicherheit des Haushalts beitragen. Es ist daher unabdingbar, die Kakaobäuerinnen und -bauern bei der Umstellung auf nachhaltige Produktionssysteme zu unterstützen, um die Zukunftsfähigkeit des Kakaoanbau zu stärken.
Die Ziele der Kakaoplattform gemäss Fahrplan 2030
Die Kakaoplattform hat sich im Bereich Klima, Wald und Agroforstwirtschaft bis 2030 folgende Ziele gesetzt:
- Die Mitglieder engagieren sich direkt oder über Lieferkettenpartner in internationalen Bemühungen, die Entwaldung, die Waldzerstörung durch die Ausweitung der Kakaoproduktionsflächen und den Holzeinschlag in Kakaoplantagen zu stoppen (z.B. durch ein Engagement in der «Kakao und Wald Initiative» CFI in Ghana und der Elfenbeinküste).
- Die Kakaoplattform engagiert sich aktiv in der Entwicklung- und Umsetzung von sogenannten Landschaftsansätzen (siehe unten) für den Schutz und die Wiederherstellung von Wäldern. Bis 2025 sollen fünf Landschaftsansätze in der Praxis umgesetzt sein.
- Die Mitglieder befähigen Kakaobäuerinnen und -bauern zu einer wirksamen Anwendung von Praktiken einer klimagerechten Landwirtschaft oder der Agroforstwirtschaft. Bis 2030 werden mindestens 150’000 Personen unterstützt.
- Die Partner der Schweizer Kakaolieferkette streben ein Netto-Null-Ziel im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen an, wobei der Schwerpunkt auf der Reduktion der Emissionen innerhalb der Lieferkette liegen soll (zum Beispiel durch Anwendung der sogenannten Science-Based-Target-Initiative oder äquivalenten Bemühungen).
Mehr erfahren zum Fahrplan 2030 (auf Englisch)
Die Förderung von Landscape-Ansätzen
Im Sommer 2022 lancierte das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) gemeinsam mit der Kakaoplattform den „SWISSCO Landscape Call“. Mit einem Betrag von CHF 10 Mio. fördert das SECO damit sogenannte Landschaftsansätze. Akteure der Schweizer Kakaobranche und andere internationale Unternehmen und Partner sind dabei aufgerufen, den nachhaltigen Kakaoanbau auf regionaler Ebene zu fördern, anstatt sich nur auf die direkte Lieferkette im Kakao-Sektor zu konzentrieren.
Damit wird berücksichtigt, dass Probleme wie Entwaldung, Verlust der biologischen Vielfalt, Kinderarbeit und die ländliche und soziale Entwicklung am besten in einem grösseren Massstab angegangen werden – über ganze Regionen wie einzelne Provinzen oder Kantone hinweg. Hierzu arbeiten die Mitglieder der Plattform in den Projekten mit einer Vielzahl an Akteuren zusammen, beispielsweise bäuerlichen Kooperativen, der lokalen Zivilgesellschaft und den kommunalen oder nationalen Behörden. Die Orientierung an gemeinsamen Nachhaltigkeitszielen ist dabei zentral.
Mehr erfahren zu Landscape-Ansätzen
Im Bereich Klima, Wald und Agroforstwirtschaft soll auf diese Weise sichergestellt werden, dass Probleme wie die Abholzung von Wäldern ganzheitlich angegangen werden und nicht vom Kakao- auf andere Rohstofflieferketten verlagert werden. Neben Massnahmen gegen die Entwaldung werden auch klimafreundliche Anbaumethoden und die Verwendung von innovativer Investierungsmodelle, beispielsweise durch Kohlenstoffzertifikate (sogenannte Carbon Credits), gefördert.
Ausgewählte Wald- und Klimaprojekte
Verschiedene Mitglieder der Kakaoplattform führen Projekte zur Förderung einer abholzungsfreien und klimaneutralen Kakao-Wertschöpfungskette durch. Diese Projekte erhielten dank der Vermittlung der Geschäftsstelle einen Beitrag vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO.
Sankofa-Projekt
Durch einen Multi-Stakeholder-Ansatz fördern die Projektpartner eine klimaverträgliche Landwirtschaft in Ghana und verstärken damit die bisherigen Bemühungen um Einkommensdiversifizierung, Klimaresilienz und Erhalt der biologischen Vielfalt. Mehr erfahren über das Projekt
Das Cavally-Landschaftsprojekt
Dieses Projekt zielt darauf ab, die biologische Vielfalt in einem der letzten dichten Wälder von Côte d'Ivoire - dem Cavally-Wald - zu erhalten, der durch Kakao- und Kautschuk-Kleinbauern bedroht ist, die meist am Rande des Waldreservats leben und auf der Suche nach fruchtbaren Böden für neue Plantagen in das Schutzgebiet eindringen. Das Projekt stärkt die Widerstandsfähigkeit der Bauern und verbessert die Transparenz der Kakao- und Kautschuklieferkette. Mehr erfahren über das Projekt
Klimaresistente Kakao-Landschaft in Madagaskar
Dieses Projekt zielt darauf ab, die lokalen Akteure gemeinsam in die Entwicklung einer nachhaltig bewirtschafteten Landschaft im Sambirano-Tal einzubinden. Es fördert eine lokal angepasste Mischung aus Massnahmen innerhalb und ausserhalb des landwirtschaftlichen Betriebs, um die Ökosystemfunktionen zu erhalten und die Lebensbedingungen der Kakaobauern zu verbessern. Mehr erfahren über das Projekt
Nachhaltige Sourcing-Landscapes in Peru
Dieses Projekt unterstützt die Region San Martin in Peru in ihren Bemühungen, nachhaltig bewirtschaftete, entwaldungsfreie Landschaften zu schaffen, die eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und diversifizierte, klimaresistente Kakaoproduktionssysteme sowie die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung fördern. Mehr erfahren über das Projekt