Detail

Die mobile Anwendung «Cocoa Tech Bridge»

Im Rahmen des Projekts wurde eine cloudbasierte mobile Anwendung entwickelt, um die genaue Herkunft des Kakaos aus Costa Rica zu verfolgen und die finanziellen Prämienflüsse der Läderach (Schweiz) AG an die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms "Family Life" zu verwalten.

Um was es ging

Die Digitalisierung trägt dazu bei, die Rückverfolgbarkeit in der komplexen Kakaolieferkette zu verbessern. Das ist eine wichtige Voraussetzung für mehr Nachhaltigkeit in diesem Sektor. Wenn beispielsweise verarbeiteter Kakao bis zu seinem genauen Ursprung zurückverfolgt werden kann, ermöglicht dies den Käufern, die Bäuerinnen und Bauern auf individueller Ebene angemessen zu entschädigen und sie für ihre Bemühungen um Qualität und Nachhaltigkeit zu belohnen.

Die Projektpartner entwickelten daher eine cloudbasierte mobile Anwendung namens «Cocoa Tech Bridge», um den Weg des Kakaos von den Kakaobäuerinnen und -bauern in Costa Rica bis zur Verarbeitung in der Schweiz zu verfolgen. Künftig sollen alle Beschaffungs- und Nachhaltigkeitsaktivitäten des «Family Life»-Programms von Läderach über dieses oder ein gleichwertiges Digitales Informations-Management-System gesteuert werden.

Ort
Costa Rica
Dauer
2019-2022
Anzahl Begünstigte
Rund 300 Kakaobäuerinnen und -bauern
Durchgeführt von
Läderach (Schweiz) AG
Projektpartner
FarmStrong Foundation, Nahua Cacao & Chocolate
Budget
Total: CHF 190’000, SECOs Beitrag: CHF 95’000

Was unternommen wurde

Um die Anwendung «Cocoa Tech Bridge» einzurichten und zu nutzen, umfasste das Projekt die folgenden Aktivitäten:

  • Entwicklung einer mobilen App, die mehrsprachig ist und netzunabhängig funktioniert, bis der Nutzer oder die Nutzerin das Netz erreicht, von wo aus die Informationen in eine Cloud hochgeladen werden.
  • Basis-Fragebogen zur Erfassung von Informationen über die Bäuerinnen und Bauern wie Name, Geschlecht, Alter, Bildungsstand, abgeschlossene landwirtschaftliche Schulungen sowie Farmkartierung (über ein Polygon zur eindeutigen Identifizierung der Betriebsgrenzen).
  • Verteilung von ID-Karten, die bei jedem Verkauf an Nahua, den lokalen Beschaffungspartner von Läderach, gescannt werden.
  • Rückverfolgung des Weges des Kakaos von Costa Rica in die Schweiz durch die Registrierung aller Etappen in der Anwendung «Cocoa Tech Bridge» unter Wahrung der Identität aller Chargen in den Containern.

Was das Projekt erreicht hat

Während der dreijährigen Projektlaufzeit wurden mithilfe der Anwendung «Cocoa Tech Bridge» Informationen von 291 Kakaobäuerinnen und -bauern gesammelt. Im dritten Jahr des Projekts beschaffte Läderach drei Container (mit insgesamt 37,5 Tonnen Kakao) mit diesem neuen System. Es hat sich gezeigt, dass die Anwendung gut funktioniert und nützlich ist. Sie liefert und speichert erfolgreich alle relevanten Daten, z.B. Daten zum Trocknen, Sortieren oder Reinigen, die in Chargen verwaltet werden können, um eine genaue Bestandskontrolle und Planung für den Partner im Ursprung zu ermöglichen. Jeder Sack wird mit dem entsprechenden QR-Code versehen, um die Bäuerinnen und Bauern mit dem Produkt in der weiteren Lieferkette zu verbinden, und diese Daten sind jederzeit verfügbar.

Als mein Mann starb, war ich plötzlich für die Kakaoplantage verantwortlich, aber mir fehlte das Wissen, um die Produktivität zu erhalten. Nahua und Läderach brachten mich mit Käufern aus Kanada und Portugal zusammen, die meinen Kakao kaufen und Mittel für technische Unterstützung aufbringen werden. Dies ist nur dank des neuen Rückverfolgungstools möglich, welches die Identität meines Kakaos von demjenigen anderer Bäuerinnen und Bauern trennt.

Ramona Rosa Agüero, Kakaobäuerin in Guatuso, Costa Rica

Was nicht klappte oder ungeplante Ergebnisse hatte

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Aktivitäten hätte das Projekt Schulungen in den Bereichen Einkommensdiversifizierung, Anbaudiversifizierung und klimagerechte Landwirtschaft umfassen sollen. Ausserdem hätten die Informationen aus dem Basis-Fragebogen mit einem zweiten und dritten Fragebogen verglichen werden sollen, um Rückschlüsse auf die Verbesserung der Lebensumstände oder anderer Fortschritte zu ziehen. Dies war aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Projektaktivitäten vor Ort jedoch nicht möglich.

Aus demselben Grund und zusätzlich erschwert durch mehrere Personalwechsel war es auch noch nicht möglich, die ursprünglich geplanten individuellen Prämienzahlungen an die Bäuerinnen und Bauern durch Läderach für ihre Qualitäts- und Nachhaltigkeitsbemühungen durchzuführen. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage, ob die Zahlungen nicht besser über Nahua statt über Läderach abgewickelt werden sollten, um den Einfluss von Läderach auf die Geschäftstätigkeit von Nahua zu begrenzen.

Dies ist die neue Cloud-basierte Anwendung namens "Cocoa Tech Bridge". Die Übersicht zeigt die registrierten Bäuerinnen und Bauern aus der Region San José, die ihren Kakao an Nahua, den lokalen Beschaffungspartner von Läderach, verkaufen.

Während der dreijährigen Projektlaufzeit wurden die Daten von 291 Bäuerinnen und Bauern mit Hilfe der Anwendung «Cocoa Tech Bridge» erfasst. Die Bäuerinnen und Bauern erhielten ID-Karten, die bei jedem Verkauf an Nahua gescannt werden.

Der gesamte Weg des Kakaos – von den Farmen in Costa Rica bis zur Verarbeitung in der Schweiz – wird verfolgt, indem alle Stationen in der Anwendung "Cocoa Tech Bridge" registriert werden. Eine solche Rückverfolgbarkeit ist eine wichtige Voraussetzung für mehr Nachhaltigkeit in der Branche.

Leider war es aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie nicht möglich, zusätzliche Aktivitäten wie Schulungen zur Einkommensdiversifizierung, zur Diversifizierung von Anbauprodukten und zur klimagerechten Landwirtschaft durchzuführen. (Foto: Projektbesuch von Läderach im Jahr 2019).

Interview mit Läderach über das Projekt

Johannes Läderach (CEO), inwiefern waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?

Für uns ist es sehr wichtig, die Lebensbedingungen der Kakaobäuerinnen und -bauern, ihre Umweltstandards und die Qualität ihres Kakaos zu kennen. Eine Kontrolle ist aber nur möglich, wenn eine vollständige Rückverfolgbarkeit gewährleistet ist. Dank unserer Anwendung «Cocoa Tech Bridge» kann dies nun optimal digital und in Echtzeit gemessen werden.

Was hat die Läderach (Schweiz) AG durch das Projekt gelernt?

Wir haben festgestellt, dass das Sammeln, Korrigieren und Hochladen der Basisinformationen über die Bäuerinnen und Bauern viel Zeit und Mühe kostet. Das liegt an der grossen Menge an Informationen, die aus Beobachtungen, Interviews und Farmkartierungen stammen. Sobald dies geschehen war, war der Arbeitsaufwand im "Business-as-usual"-Szenario deutlich geringer. Auch das Sammeln von Informationen während der Verkäufe war schnell und stellt kein Hindernis für die Nutzung des Instruments dar. Dennoch erfordert es ein gewisses Mass an Schulung für diejenigen, welche die Informationen sammeln, die Transaktionen durchführen oder auf die aggregierten Informationen zugreifen. Bei künftigen Projekten werden wir dies besser berücksichtigen.

Wir müssen uns auch bewusst sein, dass eine Anwendung, die eine vertikale Lieferkette abdeckt, für andere Unternehmen oder Partner eine Herausforderung darstellen kann. Verschiedene Unternehmen verwenden unterschiedliche Tools, die auf ihr Lieferkettenmanagement, ihre Kapazitäten und ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Dies wirft die Frage nach der Praktikabilität von «Einheitslösungen» auf. Wenn die Partner von Läderach im breiteren globalen Kontext unterschiedliche Systeme verwenden, sollten wir uns auch darauf konzentrieren, wie diese Tools in die «Cocoa Tech Bridge» integriert werden können.

Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte umsetzen?

Bei der Einführung datengestützter Instrumente zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit sollte die Frage nach dem Eigentum an den Daten und dem Schutz der Informationen der Bäuerinnen und Bauern gestellt werden. Die Verwendung ihrer Informationen sollte vernünftig und in Übereinstimmung mit dem Eigentümer oder der Eigentümerin gehandhabt werden. Es sollte auch bedacht werden, dass die Bäuerinnen und Bauern vor allem am Anfang möglicherweise zögern, das Instrument zu nutzen, und dass sie von den Vorteilen überzeugt werden müssen. Im Hinblick auf die Arbeit mit mehreren Projektpartnern schlagen wir vor, die Zuständigkeiten und die Kostenteilung klar zu definieren. Zum Beispiel hat unser Partner Nahua nun Zugang zur «Cocoa Tech Bridge» und kann Informationen mit anderen Kunden teilen, während die Läderach (Schweiz) AG das Tool kostenlos zur Verfügung stellt. Solche Fragen sollten Teil der Diskussion darüber sein, wie Gelder akquiriert und verwendet werden.

Wie geht es nun weiter?

Das Ziel ist es, die «Cocoa Tech Bridge» weiter zu nutzen und zu optimieren. Derzeit sind wir im Austausch mit den Entwicklern, um die nächsten Schritte zu planen. Während der Pilotphase wurde eine grosse Menge an Daten gesammelt und die Datenverarbeitung und -auswertung war zeitaufwendig. Ziel ist es nun, den täglichen Aufwand gering zu halten und Transparenz für unsere Kundinnen und Kunden zu schaffen, wobei wir auf alle datenschutzrelevanten Informationen achten müssen. In Zukunft könnte es möglich sein, eine Technologie wie die «Cocoa Tech Bridge» auch in den Lieferketten anderer Rohstoffe einzusetzen.

Wie wird sichergestellt, dass die Erfolge langfristig wirken?

Wir haben immer wieder gesehen, wie Herausforderungen in den Ursprungsregionen durch Datenanalyse identifiziert werden können. Das zeigt uns, wie wichtig die Digitalisierung in diesem Sektor ist. Wir sind auch in der Lage, die Wirkung von Projekten wie der Aufforstung digital zu erfassen und haben dafür Messkriterien. Ehrliche Transparenz ist auch für unsere Kunden wichtig und mit digitalen Schnittstellen, wie der in diesem Projekt entwickelten «Cocoa Tech Bridge», können wir diese Transparenz in Zukunft leichter herstellen.


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