Clarmondial wurde 2010 in der Schweiz gegründet und ist ein unabhängiges Anlageberatungsunternehmen, das sich mit der Mobilisierung von Investitionen für die nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen beschäftigt. Ihr Fokus liegt auf Landwirtschafts-, Forstwirtschafts- und Naturschutzprojekten, hauptsächlich in Ländern des globalen Südens.
Im Interview erzählen Interesse Fred Werneck (Mitgründer von Clarmondial) und Soumaila Diakite (Clarmondial West Africa) von Clarmondials Interesse an und ihrem Mehrwert für SWISSCO.
Welche Verbindung hat Clarmondial als Anlageberatungsunternehmen zum Kakaosektor?
Clarmondial entwirft und implementiert Finanzierungslösungen, die zur Sicherung des Lebensunterhalts im ländlichen Raum, zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel sowie zu einer regenerativen Landwirtschaft beitragen. Eine dieser Lösungen ist der Food Securities Fund, der erfolgreich Kakao-Wertschöpfungsketten in Westafrika finanziert hat. Clarmondial ist vor Ort in Côte d'Ivoire, Kenia und Costa Rica vertreten und baut seine lokale Präsenz weltweit aus.
Clarmondial entwickelt außerdem einen neuen Fonds, den Biosphere Integrity Fund (Biosphere"), für längerfristige Investitionen in Wertschöpfungsketten mit einem landschaftsbezogenen Ansatz. Die Investitionspipeline umfasst Kakaotransaktionen in Lateinamerika, Afrika und Asien - z. B. zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen innerhalb und außerhalb des landwirtschaftlichen Betriebs, Einkommensdiversifizierung und biodiversitätsfreundlichen Wertschöpfungsketten.
Was ist aus Ihrer Sicht das größte Hindernis auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Kakao-Wertschöpfungskette?
Eine nachhaltigere Kakao-Wertschöpfungskette zu erreichen, ist eine differenzierte Herausforderung, die von Region zu Region variiert, wie wir beispielsweise in Ecuador, Côte d'Ivoire und Indonesien gesehen haben. Der Zugang zu Finanzmitteln ist jedoch ein durchgängiges Thema, und der Bedarf an spezialisierten privaten Geldgebern zur Finanzierung der Einführung lokaler und marktgerechter Praktiken wächst. Dazu gehören die Finanzierung der Klimaresilienz, die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bäuerinnen und Bauern und die Erfüllung bestehender und neuer Vorschriften wie der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeit von Unternehmen, der Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzierungen sowie abholzungsfreier Lieferketten und grüner Angaben. Dieser Anstieg der Nachfrage nach Finanzmitteln wird durch ein schwierigeres makroökonomisches Umfeld verschärft, das die traditionellen Finanzierungsquellen einschränkt. Daher sind wir der Meinung, dass der Zugang zu Finanzmitteln eine entscheidende Querschnittsaufgabe bei der Verwirklichung einer nachhaltigeren Kakao-Wertschöpfungskette ist.
Was erhoffen Sie sich von einer Mitgliedschaft bei SWISSCO?
Wir möchten die Beziehungen zu Partnern stärken und ausbauen, die bereit sind, Lösungen zu erforschen und gemeinsam umzusetzen, bei denen der Zugang zu zusätzlichen privaten Finanzmitteln eine Wirkung erzielen kann. Dies bedeutet, dass die Partner auch bereit sind, das Umsetzungsrisiko zu teilen, und dass die Lösungen auf der Schaffung von Mehrwert für Bäuerinnen und Bauern, Unternehmen und Finanziers beruhen.
Wie können Sie dazu beitragen, die Ziele von SWISSCO für mehr Nachhaltigkeit in der Kakao-Wertschöpfungskette zu erreichen?
Clarmondial war erfolgreich bei der proaktiven Entwicklung und Umsetzung neuer Ansätze zur Mobilisierung von Finanzmitteln für nachhaltige Wertschöpfungsketten und Landschaften. Neben der Konzeption von kollektiven Anlageinstrumenten (Fonds) haben wir auch dazu beigetragen, direkte Finanzmittel für die Wertschöpfungsketten von Kleinbäuerinnen und -bauern in der Kaffeewirtschaft, für den Klimaschutz (z. B. durch Vorfinanzierung von Kohlenstoffkrediten und Insetting-Projekten), für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und für nachhaltige Fischerei zu mobilisieren. Wir bringen Erfahrungen aus erster Hand mit verschiedenen Finanzierungsansätzen und -instrumenten, Netzwerken und Interesse an der Zusammenarbeit mit SWISSCO Mitgliedern bei der Bewältigung von Nachhaltigkeits- und Geschäftsherausforderungen in Kakao-Wertschöpfungsketten mit.
Sie haben mit verschiedenen Organisationen zusammengearbeitet, um sogenannte Landschaftsansätze fördern. Da dies das Kernthema des neuen Projektzyklus von SWISSCO ab 2023 ist, welche Ratschläge und Erfahrungen können Sie unseren Mitgliedern weitergeben?
Es gibt keine einheitliche Definition für einen "Landschaftsansatz". Aus unserer Sicht bedeutet dieser Begriff, dass Investitionen über die direkte Wertschöpfungskette hinaus lokal angemessene positive Wirkungen in der Beschaffungsregion erzeugen müssen. Zum Beispiel ermöglichen Unternehmen sowohl die Wiederherstellung innerhalb als auch außerhalb von landwirtschaftlichen Betrieben, Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels, zur Anpassung an den Klimawandel und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit sowie Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in einer Kakaobeschaffungsregion.
Die Umsetzung von Landschaftskonzepten kann aufgrund der Einbeziehung verschiedener Maßnahmen und Partner eine Herausforderung darstellen. Wir haben gelernt, dass nicht alle Landschaftsmaßnahmen mit privatem Kapital finanziert werden können oder sollten.
Wir haben auch gelernt, dass Multi-Stakeholder-Ansätze zwar wichtig sind, dass aber zur Erzielung einer Wirkung Parteien erforderlich sind, die kompatible Geschäftsinteressen haben und die das Umsetzungsrisiko teilen können.
Wir raten dazu, zunächst eine kleine Gruppe von Partnern mit gleichgerichteten langfristigen Interessen zu finden und die Zusammenarbeit schnell zu testen. Konzentrieren Sie sich auf die Themen, die Sie realistisch angehen können, ziehen Sie die Ergebnisse zur Rechenschaft und schaffen Sie eine solide Grundlage für die Skalierung und das Hinzufügen neuer Dimensionen.
Wir freuen uns darauf, mit dem SWISSCO Netzwerk zusammenzuarbeiten und gemeinsam Aktionen für Kakaolandschaften zu entwickeln!