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Gezielte Einkommensunterstützung zur Verringerung der Kinderarbeit

Im Rahmen dieses Projekts testeten und dokumentierten ICI, ECOM und Nestlé zwei innovative Ansätze, um die Bemühungen zur Verhinderung und Bekämpfung von Kinderarbeit in Kakaoanbaugemeinden in Ghana zu verbessern. Die Ansätze waren: (1) Entwicklung eines Risikomodells zur Vorhersage von Kinderarbeit auf der Grundlage vorhandener Informationen über bäuerliche Haushalte und (2) Entwicklung eines Bargeldtransferprogramms für kakaoanbauende Haushalte und Prüfung der Auswirkungen auf Kinderarbeit.

Um was es ging

Ghana ist das wichtigste Kakaoanbauland der Schweiz. Die Zahl der kakaoanbauenden Familien, die in Armut leben, sowie der Kinder, die Berichten zufolge Kinderarbeit verrichten, ist dort nach wie vor hoch. Geldtransfers sind eine gängige Massnahme zur Armutsbekämpfung, aber ihre Auswirkungen auf die Kinderarbeit wurden in Kakaoanbaugemeinden noch nie getestet. Dieses Projekt zielte darauf ab, die Häufigkeit von Kinderarbeit zu verringern, indem das Einkommen gefährdeter Haushalte gestärkt wurde. Ausserdem wurde getestet, ob Vorhersagemodelle ein wirksames Mittel zur Identifizierung von Haushalten mit Kinderarbeit sein könnten, sodass gefährdete Kinder schneller unterstützt werden könnten.

Ort
Ghana
Dauer
2019-2021
Anzahl Begünstigte
644 bäuerliche Haushalte
Durchgeführt von
ICI, ECOM
Projektpartner
Nestlé
Budget
Total: CHF 623'000, SECOs Anteil: CHF 435’000

Was ICI, ECOM und Nestlé unternommen haben

Im Rahmen des Projekts wurden zwei Ansätze getestet. Der erste bestand darin, ein Modell zur Vorhersage des Risikos von Kinderarbeit auf der Grundlage vorhandener Informationen über bäuerliche Haushalte, wie z. B. Landwirtschaftsregister, zu erstellen. Ziel ist, Haushalte mit hohem Risiko für Kinderarbeit schneller und einfacher zu ermitteln. Zweitens prüfte das Projekt, ob Bargeldtransfers – direkte Zahlungen an bäuerliche Haushalte – eine wirksame Form der Unterstützung bei der Bekämpfung von Kinderarbeit sein könnten.

Um die Auswirkungen von Bargeldtransfers auf die Kinderarbeit zu testen, führten die Projektpartner einen Kontrollversuch durch, bei dem etwa 300 zufällig ausgewählte Haushalte sechs Monate lang monatliche Bargeldtransfers in Höhe von rund 30 USD erhielten. In einer Erhebung wurden diese Haushalte dann mit einer Kontrollgruppe verglichen, die erst später Zahlungen erhielt.

Was das Projekt erreicht hat

  • Im Rahmen des Projekts wurde ein Risikomodell entwickelt, das auf der Grundlage vorhandener Informationen über landwirtschaftliche Haushalte Kinderarbeit genau vorhersagen kann. Das endgültige Modell sagte Kinderarbeit in 72 % der Fälle korrekt voraus.
  • Durch die Geldtransfers konnte besonders gefährliche Kinderarbeit deutlich reduziert werden, und zwar von 58 % zu Beginn des Projekts auf 49 % am Ende des Projekts.
  • Die Geldtransfers halfen den Haushalten, negative Bewältigungsstrategien wie das Auslassen von Mahlzeiten und den Einsatz von Kinderarbeit bei akuten Krisen zu vermeiden. Solche Krisen oder Schocks können Einkommensverluste durch Krankheit, eine schlechte Ernte oder einen Todesfall in der Familie sein. Die Geldtransfers steigerten auch den materiellen Wohlstand der Kinder, da die Haushalte grundlegende Dinge wie Bettzeug und Kleidung für die Kinder sowie Haushaltsgüter erwarben.

Ich gab einen Teil des Geldes, das ich erhielt, als Taschengeld an meine Kinder, wenn sie zur Schule gingen. Ich nutzte es auch zur Deckung von Bildungsausgaben wie dem Kauf von Büchern und Stiften. So hatte ich keine grossen Probleme, meine Kinder in der Schule zu versorgen, obwohl wir uns in der mageren Jahreszeit befanden.

Emmanuel Obeng, Empfänger von Geldtransfers in Suhum

Was nicht klappte oder ungeplante Ergebnisse hatte

Ursprünglich sah das Projekt vor, Bargeldtransfers an Haushalte zu leisten, die durch das Prognosemodell als besonders gefährdet eingestuft wurden. Da die Qualität und Vollständigkeit der vorhandenen Landwirtschaftsregister jedoch zu gering war, war dies nicht möglich. Stattdessen wurde der Geldtransfer in Form eines randomisierten Kontrollversuchs durchgeführt. Die Verwendung eines solchen experimentellen Ansatzes erwies sich als vorteilhaft, da so fundiertere Erkenntnisse über die Auswirkungen von Bargeld auf alle Kinder und nicht nur auf die von Kinderarbeit betroffenen Kinder gewonnen werden konnten.

Ursprünglich hatte das Projektteam gehofft, die Bargeldtransfers über Ghanas nationales Sozialschutzprogramm LEAP bereitzustellen. Nach einer Konsultation rieten Verantwortliche von LEAP und anderen Regierungsstellen jedoch dazu, das Pilotprojekt separat durchzuführen. Denn die Kakaobäuerinnen und -bauern in den Zielgemeinden waren nicht gefährdet genug, um die Definition von "extrem arm" zu erfüllen, auf der die Zielgruppen des nationalen Programms basierten.

Herausforderungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie verzögerten die Durchführung des Projekts. Das bedeutete, dass viele Aktivitäten später als ursprünglich geplant abgeschlossen wurden. Viele Haushalte berichteten über finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Pandemie, bei deren Bewältigung ihnen das Geldtransferprogramm half. Der Rückgang der Kinderarbeit ist in diesem Zusammenhang besonders ermutigend, da die Pandemie in vielen Teilen der Welt zu einem Anstieg der Kinderarbeit geführt hat.

In mehreren Kakaoanbaugebieten ist Kinderarbeit nach wie vor weit verbreitet und hindert Kinder daran, zur Schule zu gehen.

Im Rahmen dieses Projekts wurde ein Modell zur Vorhersage von Kinderarbeit entwickelt, und ein Bargeldtransferprogramm für kakaoanbauende Haushalte entwickelt und seine Auswirkungen auf Kinderarbeit getestet.

Durch die Geldtransfers wurde besonders gefährliche Kinderarbeit im Projektgebiet erheblich reduziert. Emmanuel Obeng und seine Familie gehörten zu jenen, die solche Geldtransfers erhielten.

Interview mit ICI über das Projekt

Megan Passey (Leiterin der Abteilung Wissen und Lernen bei ICI), inwiefern waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?

Nach unserem Kenntnisstand war dies das erste Mal, dass beide Ansätze – ein Modell zur Vorhersage des Risikos von Kinderarbeit sowie Geldtransfers – in Kakaoanbaugemeinden in Westafrika solide evaluiert wurden.

Was haben ICI, ECOM und Nestlé durch das Projekt gelernt?

Wir haben gelernt, dass Geldtransfers in der Tat ein wirksames Mittel zur Verringerung der Kinderarbeit, zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Haushalte gegenüber schwierigen Ereignissen und zur Verbesserung des materiellen Wohlstands der Kinder in den Kakaoanbaugemeinden sein können. Ihr Einsatz sollte als Teil eines umfassenden Massnahmenpakets zur Bekämpfung der Ursachen von Kinderarbeit, zur Identifizierung gefährdeter Kinder und zur gezielten Unterstützung bei der Verhinderung und Bekämpfung von Kinderarbeit ausgeweitet werden.

Wir haben auch gelernt, dass eine Vorhersage des Risikos von Kinderarbeit möglich ist und dass der Einsatz solcher Modelle die Überwachung der Kinderarbeit effizienter machen kann. Eine Vorhersage ist jedoch nur möglich, wenn vollständige, genaue und aktuelle Informationen über die betroffenen Haushalte vorliegen, einschließlich Geschlecht und Alter der Kinder. Um Vorhersagemodelle zu nutzen, müssen die Beteiligten daher zunächst die richtigen Daten erheben und sicherstellen, dass sie von guter Qualität sind.

Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte umsetzen?

Erstens ist bei der Entwicklung von Risikomodellen zur Vorhersage von Kinderarbeit die Qualität der Daten entscheidend. Vor dem Einsatz von Risikomodellen muss sichergestellt werden, dass die Aufzeichnungen der Landwirte vollständig und auf dem neuesten Stand sind. Zweitens: Wenn Haushalte in den Ausbau ihrer Betriebe und Unternehmen investieren, besteht nachweislich die Gefahr, dass Bargeldtransfers die Kinderarbeit eher erhöhen als verringern. Geldtransferprogramme sollten daher sorgfältig konzipiert werden, um negative Auswirkungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass Kinder davon profitieren.

Wie geht es nun weiter?

Nach dem anfänglichen Erfolg des Bargeldtransferprojekts arbeiten ICI, Nestlé und ECOM an einem zweiten Pilotprojekt. Ziel ist zu testen, ob die Kombination von Bargeldtransfers mit Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter eine noch grössere Wirkung auf die Kinderarbeit und das Wohlergehen der Kinder haben könnte. Auf diese Weise hoffen wir, eine wichtige Lücke in den bisherigen Erkenntnissen zu schliessen: wie das Geschlecht der Person, welche Geldtransfer erhält, das Ausmass der Verringerung von Kinderarbeit beeinflussen kann.

Wie wird sichergestellt, dass die Erfolge langfristig wirken?

Das Ziel dieses Pilotprojekts bestand darin, zwei neue Ansätze zu testen, fundierte Erkenntnisse über ihre Durchführbarkeit und ihre Auswirkungen zu gewinnen und diese mit anderen Akteuren zu teilen, so dass im Erfolgsfall solche Ansätze im grösseren Stil eingesetzt werden könnten. Mehrere Akteure des Kakaosektors setzen bereits verstärkt Bargeldtransfers im Rahmen von Mehrjahresprogrammen ein. Das deutet darauf hin, dass diese Art von Intervention längerfristig in die Geschäftstätigkeit integriert werden kann. Darüber hinaus nutzen immer mehr Akteure Vorhersagemodelle, um die Unterstützung gezielter auf gefährdete Kinder auszurichten. Aufbauend auf diesem Pilotprojekt haben ICI und mehrere andere Organisationen Vorhersagemodelle entwickelt und nutzen sie, um die Unterstützung für gefährdete Kinder und Familien gezielter einzusetzen. Ein kürzlich erschienener Bericht enthält Fallstudien und Anleitungen.


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