Klimaresistente Kakao-Landschaft 1.0
Worum es bei dem Projekt ging
Eine nachhaltige Kakaoproduktion in einer facettenreichen Landschaft kann nur gewährleistet werden, wenn die Akteure aus der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und den nationalen und lokalen Behörden eine gemeinsame Strategie für die Landschaft haben, in der sie tätig sind. Das Projekt unterstützte daher die Entwicklung eines Governance-Mechanismus auf der Grundlage von Dialogen auf lokaler Ebene zwischen verschiedenen Interessengruppen und die Ausarbeitung eines gemeinsamen Planungsinstruments auf Landschaftsebene, um koordinierte Massnahmen zur langfristigen Sicherung der Ökosystemleistungen in der Sambirano-Landschaft sicherzustellen.
Was getan wurde
Das Projekt arbeitete an einer gemeinsamen Vision für die Landschaft durch einen beratenden und lokal verwurzelten Multi-Stakeholder-Prozess, an dem mehrere Parteien aus verschiedenen Sektoren beteiligt waren. Es wurde ein funktionelles und institutionell verankertes Governance-Gremium auf Landschaftsebene geschaffen, um koordinierte Massnahmen sicherzustellen: das Comité de Gestion du Bassin Versant du Sambirano (COGEBS).
Auf der Grundlage einer eingehenden Landschaftsbewertung wurden vorrangige Zonen für die Erhaltung, den Kohlenstoffbestand und die ökologische Wiederherstellung festgelegt. Sie wurden in integrierte Schutz- und Flächennutzungspläne auf Landschaftsebene aufgenommen, um die Festlegung koordinierter Massnahmen zur Wiederherstellung der Landschaft zu unterstützen.
Die Landschaftsbewertung, der Dialog zwischen den verschiedenen Interessengruppen auf Landschaftsebene und die Einrichtung eines Governance-Mechanismus waren wichtige Voraussetzungen, um eine langfristige Unterstützung für die ökologische Wiederherstellung der Landschaft und die Stärkung der Lebensgrundlagen für die Kakaowirtschaft im Tal zu erreichen.
"Eine Lösung ist nur dann nachhaltig, wenn alle Beteiligten ihre jeweiligen Interessen finden."
Was das Projekt erreicht hat
Die Einrichtung des Comité de Gestion du Bassin Versant du Sambirano (COGEBS) dient als zentraler Steuerungsmechanismus, in dem die Gemeinden, die zentralen Ministerien, die Wirtschaftsbeteiligten und die Industrieplattformen vertreten sind. Diese Einrichtung wurde im Rahmen eines Multi-Stakeholder-Prozesses gegründet und hat die formale Anerkennung der Regionalregierung erhalten.
Die eingehende Landschaftsanalyse zeigte die derzeitige Nutzung der Landschaft auf, ermittelte vorrangige Massnahmen und Gebiete, darunter Gebiete mit hohem Erhaltungswert (HCV) und hohem Kohlenstoffbestand (HCS), und gab Empfehlungen für deren nachhaltige Bewirtschaftung.
Darüber hinaus wurden zwei Pilotmassnahmen, die im Rahmen eines partizipativen Prozesses ermittelt wurden, durchgeführt. Bei der ersten handelt es sich um Schutzmassnahmen entlang der Flussufer, um den Verlust von Kakaoplantagen zu verhindern, wobei erschwingliche naturbasierte Lösungen zum Einsatz kommen. Die zweite Massnahme konzentriert sich auf eine konzertierte Aktion zur Landtitelvergabe.
Insgesamt wurden 2'200 Bäuerinnen und Bauern in Agroforstsystemen, Einkommensdiversifizierung und klimagerechter Landwirtschaft geschult, was zu nachhaltigeren und widerstandsfähigeren landwirtschaftlichen Praktiken beiträgt.
Was nicht funktioniert hat oder unbeabsichtigte Folgen hatte
Die Beteiligung von Frauen am lokalen Konsultationsprozess stellte eine anhaltende Herausforderung dar. Das Ziel, eine stärkere Beteiligung von Frauen zu erreichen, erwies sich als schwierig, vor allem wegen der vorherrschenden Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der Gemeinde.
Bedauerlicherweise konnten nur zwei der drei geplanten Massnahmen wie ursprünglich vorgesehen durchgeführt werden. Diese Massnahmen, zu denen die Durchführung von Schutzmassnahmen entlang der Flussufer und die Einleitung einer Landtitelvergabe gehörten, wurden durch Verzögerungen aufgrund der COVID-19-Pandemie beeinträchtigt, die den rechtzeitigen Abschluss der Landschaftsbewertung verhinderte.
Interview mit Maya Wolfensberger, Senior Advisor Climate Change von HELVETAS, über das Projekt
Maya Wolfensberger, Sie beraten das Landschaftsprojekt strategisch und koordinieren die Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern. Inwiefern waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?
Frühere und aktuelle Initiativen zum Schutz und zur Sicherung des Lebensunterhalts wurden hauptsächlich von oben nach unten und mit begrenztem öffentlichem Engagement durchgeführt. Die Arbeit an einer gemeinsamen und lokal verwurzelten Vision zwischen mehreren Parteien über Sektoren hinweg in einem gesamten Wassereinzugsgebiet ist ein neuer Ansatz, nicht nur für Madagaskar. Darüber hinaus befasst sich das Projekt nicht nur mit den Symptomen, sondern auch mit den vielfältigen Ursachen, die die Umsetzung der Wiederherstellung und Erhaltung behindern, wie beispielsweise die fehlende Sicherheit der Landrechte und die mangelnden Anreize für die Beteiligten, das Ökosystem zu erhalten.
Was hat Helvetas durch das Projekt gelernt?
Rückblickend denke ich, dass wir zu ehrgeizig waren in Bezug auf das, was in zwei Jahren erreicht werden kann. Wir hatten zum Beispiel die Vorstellung, dass wir die Landschaftsanalyse bereits in einen formellen Managementplan auf Landschaftsebene umsetzen könnten. Letzteres braucht in Madagaskar viel mehr Zeit.
Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte durchführen?
Landschaftsprozesse müssen mit einer langfristigen Perspektive geplant werden. Die tatsächlichen Auswirkungen werden sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Dies setzt voraus, dass man mit Gebern und Unternehmen zusammenarbeitet, die bereit sind, langfristig zu investieren, realistischerweise 10 oder sogar mehr Jahre. Wichtig ist auch das Erwartungsmanagement gegenüber den Begünstigten, die frustriert sein könnten, wenn die Auswirkungen nicht sofort spürbar sind.
Was sind die nächsten Schritte?
Dieses Projekt war der Startschuss für eine ehrgeizige Initiative, die von der Privatwirtschaft, regionalen Behörden und internationalen Gebern breit unterstützt wird. Die Initiative geht nun in die zweite Phase von vier Jahren, die von SWISSCO im Rahmen der neuen Ausschreibung für Landschaftsprojekte genehmigt wurde. In der neuen Phase, die im Juni 2023 beginnt, liegt der Schwerpunkt auf der Wiederherstellung von Landschaften und der sektorweiten Einführung von klimaresistenten Anbaumethoden und Agroforstsystemen, die über 5'000 Kakaobauern und -bäuerinnen erreichen.
Wie wird sichergestellt, dass das Projekt nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Wirkungen hat?
Helvetas fungiert lediglich als Vermittler eines langfristigen Prozesses, der auf einer gemeinsamen Vision der Beteiligten beruht. Der Mechanismus der lokalen Landschaftsgovernance sichert die Weiterführung über das Projekt hinaus.
Involvierte Organisationen