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Lessons Learnt aus einer pionierhaften öffentlich-privaten Entwicklungspartnerschaft im Kakaosektor

In Zusammenarbeit mit dem Springfield Centre hat Swisscontact eine aufschlussreiche Zusammenfassung ihres Programms für nachhaltige Kakaoproduktion (SCPP) in Indonesien erstellt. In seinen fast zehn Jahren entwickelte sich das SCPP zu einer pionierhaften und weltweit führenden öffentlich-privaten Entwicklungspartnerschaft. Das Vermächtnis dieses Vorzeigeprogramms, das vom SECO unterstützt wurde, geht weit über die 165'000 erreichten Bauern und Bäuerinnen hinaus und umfasst zahlreiche Lessons Learnt, wie und welchen Bedingungen man Kakaobauern und -bäuerinnen sowie deren Familien in Bereichen wie Ertragssteigerung, Einkommensdiversifizierung, Klima, Ernährung und Finanzen am wirksamsten unterstützt.

Prashant Rana, Direktor Swisscontact Südost Asien, wurde von SWISSCO-Geschäftsführer Christian Robin zu der folgenden Fallstudienreihe des Springfield Centre interviewt:

Programm für nachhaltige Kakaoproduktion (SCPP) Fallstudienreihe: Nr. 1 - Springfield Centre

Fallstudienreihe zum Programm für nachhaltige Kakaoproduktion (SCPP): Nr. 2 - Springfield Centre

Reihe von Fallstudien zum Programm für nachhaltige Kakaoproduktion (SCPP): Nr. 3 - Springfield Centre

Was kann der Leser oder die Leserin von diesen Fallstudien erwarten? An wen richten sich die Studien?

Sie richten sich an Entwicklungsfachleute, globale und lokale Unternehmen in Rohstofflieferketten und Geberorganisationen, welche die Modernisierung von Wertschöpfungsketten, den Aufbau von Kapazitäten in der Landwirtschaft und eine nachhaltige Landwirtschaft unterstützen. Sie geben Aufschluss darüber, wie Multi-Stakeholder-Plattformen und öffentlich-private Entwicklungspartnerschaften (PPDP) funktionieren können und welche Herausforderungen und Chancen damit verbunden sind.

Das SCPP-Programm war in vielerlei Hinsicht erfolgreich. Auf welche Ergebnisse und Leistungen sind Sie als Durchführungsorganisation besonders stolz?

In vielerlei Hinsicht, SCPP war das weltweit grösste PPDP für Kakao. Mit dem SECO als Schlüsselgeber haben sich 11 multinationale Kakaofirmen, sechs Geberorganisationen, drei Nichtregierungsorganisationen, zwei Forschungsinstitute, zwei Universitäten und über 50 lokale Regierungen dem PPDP angeschlossen. Das SCPP schulte mehr als 165’000 Bauern/Bäuerinnen in 57 Kakaoanbaudistrikten in 10 Provinzen durch 5’000 hochqualifizierte Lead Farmers, was zu einer Ertragssteigerung von 155 % führte.

Das SCPP konnte die Rückverfolgbarkeit und Zertifizierung als Schlüsselelemente in der Lieferkette etablieren. Schliesslich entwickelte SCPP ab 2018 neue Ansätze und Instrumente wie FarmNetX und Transformative Coaching, um die Firmen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Programme effektiver zu gestalten und sich auf die Zeit nach SCPP vorzubereiten. Zu den Herausforderungen gehörte, dass unser Modell bis 2018 zu sehr auf Schulungen und Bauern/Bäuerinnen ausgerichtet war und potenziellen privaten Anbietern anfänglich zu wenig Platz liess. Die Zusammenarbeit mit Genossenschaften und Lieferanten (v.a. kleineren), um den Wandel in der Branche voranzutreiben, war ehrgeizig. Beim Zugang zu Finanzmitteln erzielten wir gemischte Ergebnisse, da er sich auf Schulungen beschränkte und andere Massnahmen ausser Acht liess.

Welche Erfolgsfaktoren und Erkenntnisse aus den Fallstudien lassen sich Ihrer Meinung nach auf alle Interventionen in der Kakaowertschöpfungskette übertragen?

PPDP sind für die Verbesserung der Lieferkette und eine nachhaltige Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Sie sind weit mehr als die Bündelung von Ressourcen von öffentlicher und privater Seite. Vielmehr müssen wir drei Schlüsselfaktoren betonen.

Erstens: eine detaillierte Analyse der Möglichkeiten, die Anreize für Unternehmen und andere Marktteilnehmer, einschliesslich des öffentlichen Sektors, freizusetzen. Normen, Überprüfung und Zertifizierung können nur funktionieren, wenn die Anreize in der Lieferkette aufeinander abgestimmt sind.

Zweitens muss die Entwicklungshilfe eine katalytische und fördernde Funktion haben und darf nicht eine Funktion ersetzen, die in Zukunft von den Marktakteuren übernommen werden muss. Dies setzt ein Projekt mit flexiblen Budgets und Aktivitäten, Innovationsförderung und solider Messung voraus.

Und drittens müssen die Massnahmen ein breites Spektrum abdecken, einschliesslich Finanzierung, gesetzlicher und politischer Rahmenbedingungen und anderer Elemente, die sich auf die Leistung des Sektors und die Nachhaltigkeit auswirken.

Inwieweit hat der Privatsektor nach Abschluss des Programms mehr Verantwortung übernommen und welche Rolle spielt die internationale Zusammenarbeit bei der Förderung solcher Initiativen?

Rückverfolgbarkeit und Zertifizierung sind heute integrale Bestandteile der Lieferkette. Der Schwerpunkt der Unternehmen hat sich vom Fokus auf die Bauern und Bäuerinnen auf die ganze Lieferkette verlagert. Einige Unternehmen arbeiten mit FarmNetX und Transformative Coaching zusammen, um ihre eigenen Programme zur Verbesserung der Bauern und Bäuerinnen zu optimieren. Sie setzen sich weiterhin über die Cocoa Sustainability Platform in Indonesien für den Sektor ein und arbeiten sogar an neuen Instrumenten wie der Living Income Benchmark Studie. Swisscontact setzt die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Interessengruppen über das SCPP hinaus fort.

Die Unterstützung des SECO war der Schlüssel zum Erfolg des SCPP. Als Schlüsselgeber lieferte das SECO die finanziellen, fachlichen und administrativen Grundlagen für eine flexible modulare Erweiterung und Innovation. Von 2012-2018 war es massgeblich an der Ausweitung der Ausbildung von Bauern und Bäuerinnen beteiligt. Ab 2018 unterstützte das SECO die Neuausrichtung des Programms mit der Verfolgung einer Exitstrategie, mitwelcher die Kompetenzen an konsequent an die lokalen Partner übertragen wurden. Die positiven Ergebnisse sind weit über das SCPP hinaus zu spüren.

Weitere Informationen finden sie auf diesem Webportal von Swisscontact: www.swisscontact.org/scpp

Fotos: © SCPP